Grenzenlosigkeit ist etwas, das man nirgendwo zeigen kann. Alles Beobachtbare hat Grenzen. Man kann Grenzenlosigkeit als Wort aussprechen, aber Grenzenlosigkeit im eigentlichen Sinne findet man nirgendwo. Selbiges gilt für das Unendliche .
Etwas nicht Existierendes politisch im Munde zu führen, ist eine schlechte Idee. Die Politik ist dafür da, die Grenzen sinnvoll zu definieren, nicht aber sie abzuschaffen. Denn das kann Politik nicht. Grenzenlosigkeit steht am Ende für gar nichts, außer für Auflösung im Nirvana. Was in der Esoterik prima funktioniert, funktioniert in der Politik weniger.
Insofern ist die CDU schlecht beraten, wenn sie in ihrer Politik keine Grenzen sehen will (oder „keine Obergrenze“). Nach einigen Monaten hat man sich nun entschlossen, die Grenzen nur woanders hin zu verschieben – dass Grenzlosigkeit nicht möglich ist, soviel hat man erkannt. Nun allerdings scheint die Idee zu sein, dass nicht wir selbst unsere Grenzen schützen wollen – das sollen andere machen! Die Logik dafür ist … ach, was weiß ich. Es ist jedenfalls ein Schlamassel.
Ein anderer Aspekt der Grenzenlosigkeit ist, dass besonders die Volkspartei CDU ihre eigenen Grenzen innerhalb des Parteienspektrums verwischt hat. So sehr verwischt hat, dass sie der Wähler, der sie vielleicht über die Jahre immer wählte, kaum noch erkennen kann … Wenn die CDU zugleich die SPD sein will (und die SPD hat ja auch schon ein bisschen Angst und beschwert sich, zu viel Nähe ist ungesund), und vielleicht auch noch grüne und linke Positionen übernimmt, werden dann die Wähler der CDU noch bei der Stange bleiben? Das ist zu bezweifeln.
Auch hier funktioniert Grenzenlosigkeit nicht, denn Grenzen sind eben genau das, was die Leute suchen und brauchen. In der Politik ist es ein anderes Wort für Erkennbarkeit. Und weltanschaulich gehören Grenzen und Existenz zusammen.
Die Grenze ist da, wo der Horizont der Erkenntnis liegt.
Die Grenze liegt da, wo der Mensch mit eigenen Sinnen Erfahrungen machen kann.
Grenzen des Einzelnen liegen in Geburt und Tod.
Grenzen der Gesellschaft sind die Resourcen der Natur.
Grenzen sind die Freiheit und die Würde des Anderen.
Grenzen sind Sprachbarrieren.
Die Lichtgeschwindigkeit ist eine Grenze.
Die Schallgeschwindigkeit ist eine Grenze.
Der Rechtsstaat hat seine Grenzen.
Werbung, Machtgier, Manipulation und Ausbeutung sind grenzenlos.
Jede Grenze kann überschritten werden.
Wohin das führt, sehen wir erst, wenn wir da sind.
Und meistens kommen wir nicht zurück.
Ein kluger Beitrag des gesunden Menschenverstands, den sich die zahlreicher werdenden Utopisten der Grenzenlosigkeit zu Herzen nehmen sollten